Gudensberg/Schtschyrez – „Ich habe direkt an meinem ersten Tag im Amt zu einer außerordentlichen Magistratsitzung geladen“, sagt Gudensbergs neue Bürgermeisterin Sina Best. Die Geschehnisse in der Ukraine und somit auch in der Partnerstadt Schtschyrez haben ihre ersten beiden Amtstage im Rathaus geprägt.

Best rief alle zusammen, um den Freunden und Kollegen in Schtschyrez zu helfen. Das Resultat: Gudensberg stellt ein städtisches Hilfspaket in Höhe von 50 000 Euro bereit. Die reicht gerade aus, um den Transport und den Kauf eines großen Notstromaggregats zu finanzieren.

Im Rathaus und im Partnerschaftsverein gibt es keine ruhige Minute mehr. Durch die Eröffnung einer „Koordinationsstelle Gudensberg“, unter der Leitung des ehemaligen Bürgermeisters Frank Börner und zahlreichen weiteren Helfern, werden derzeit Transporter geladen. „Frank Börner ist der richtige Mann dafür. Es hängt sein Herz daran“, sagt Best und unterstreicht die gute Zusammenarbeit mit ihrem Vorgänger – sogar über dessen Amtszeit hinaus.

Beim Partnerschaftsverein waren bereits bis gestern Mittag mehr als 24 700 Euro zusammengekommen. „Das ist eine unglaubliche Summe“, sagt Michael Höhmann vom Verein, der zusammen mit Ingbert Radloff zum Team gehört, das sich um Organisation, Verladung und Kontakt kümmert. „Wir hoffen sehr, dass wir den Kontakt halten können, weil wir so aus Schtschyrez Nachrichten und Anforderungen bekommen, was sie am Nötigsten brauchen“, so Höhmann.

Und solche Nachrichten trudeln im Stundentakt ein. Die Menschen aus Schtschyrez sind laut Höhmann vor allem auf medizinische und technische Hilfe angewiesen. „Wer weiß, wie es in ein paar Tagen mit der Infrastruktur aussieht“, sagt er. So werden Scheinwerfer, Startladegeräte, Schweißgeräte sowie Notstromaggregate in den Transporter gepackt.

Des Weiteren wird der Partnerschaftsverein heute dringend benötigte Medikamente wie Blutstiller und Praktisches und Hilfreiches wie Schlafsäcke in Richtung polnisch-ukrainische Grenze fahren. Bereits heute startet solch ein Transporter. An der polnisch-ukrainischen Grenze übernehmen dort positionierte Kollegen aus Schtschyrez den Weitertransport. „Sie dürfen nicht über die Grenze in die Ukraine. Doch dort wird eine Übergabe stattfinden. Wir haben alles organisiert“, sagt Höhmann.

Bürgermeisterin Best ist überwältigt von der Anteilnahme: „Unsere Bürgerinnen und Bürger wissen, wo die Materialien hingehen, weil die Leute, die sie benötigen, uns sonst zwei bis drei Mal in Gudensberg besucht haben.“

Best ist nicht nur dankbar für die Hilfsbereitschaft und den Zusammenhalt der Gudensberger, sondern auch für die Spontanität ihrer Kollegen: „Ich danke meinen Kollegen im Magistrat für die Spontanität und viel mehr noch für die Einigkeit in der außerordentlichen Sitzung.“

Über die ersten Materiallieferungen auf dem Weg an die polnisch-ukrainische Grenze freue sich Schtschyrezs Bürgermeister Oleh Vasylyshyn von ganzem Herzen, teilt Sina Best weiter mit.