Demonstration „Mit der Ukraine für Freiheit und Demokratie in Europa“ am 4.3.24 in Gudensberg

Am Sonntag fand die Kundgebung „Mit der Ukraine für Freiheit und Demokratie in Europa“ statt. Die ca. 250 TN, die 3 Bürgermeister der Chattengaukommunen und alle anderen Redner verliehen der schweigenden Mehrheit, die gegen Rechtsradikalismus, für Freiheit, Demokratie und für Frieden ist eine Stimme. Besonders beeindruckend war die Rede von Frank Börner, ehemaliger Bürgermeister von Gudensberg und ehrenamtlicher Botschafter des BMZ und die Rede von Oksana Kvastnytsia, geflüchtete Einwohnerin von Schtschyrez. Beide Redebeiträge möchten wir euch hier zur Verfügung stellen.

Frank Börner:

„Liebe Freunde der Demokratie,

Freiheit ist nicht nur ein Wort. Freiheit, das sind Worte und Taten. Jesus ist für die Freiheit gestorben, wir Christen wissen das.

Auch in der Ukraine sind die Menschen sehr christlich, die Kirchen immer voll. Die Ukrainer kämpfen um ihre Freiheit. Die haben sie sich in der Orangenen Revolution in 2004 blutig erkämpft, haben den durch Wahlfälschung an die Macht gekommenen Präsidenten Janukowitsch zur Flucht nach Russland getrieben.

Es sind unsere westlichen Werte, Demokratie und Freiheit, wofür die Menschen bereit sind, ihr Leben zu lassen. Die Annexion der Krim, der anschließende Krieg in der Ostukraine  und der Überfall Russlands auf die Restukraine vor 2 Jahren hat die Menschen noch weiter zusammengeschweißt.  „Jetzt werden wir erst richtig eine Nation“, das habe ich in letzter Zeit oft von unseren ukrainischen Freunden gehört. Und so verteidigen sie ihr Land, wollen lieber sterben, als wieder in einem russischen Bruderstaat zu leben. Woher kommt diese Entschlossenheit, werden sie sich vielleicht fragen?

Aus ihrer Geschichte wissen die Ukrainer, was ihnen unter russischer Herrschaft droht.  Putin bringt Krieg! Das sagte mir Michailo Brodytsch, der ehem. Bürgermeister aus der Gudensberger Partnerstadt Schtschyrez, schon in 2014, bei unserem zweiten Besuch. Aber das habe ich damals nicht geglaubt.

Zeugnisse der russischen  Schreckensherrschaft bieten viele Museen und Denkmäler, wie das Heimatmuseum in Schtschyrez.  In 1939, dem Jahr des  Hitler/Stalin Paktes, haben die Russen dort die einheimische Intelligenz  zusammengetrieben und grausamst ermordet, so wie in vielen Orten.

Eingebrannt In das kollektive Gedächtnis der  Ukraine  ist auch der  Völkermord durch Hunger, der  sogn. Holodomor.  Stalin ließ damals rd. 4 Mio. Ukrainer verhungern. Und auch zu Sowjetzeiten wurde die Ukraine durch Korruption und von russlandfreundlichen Oligarchen ausgeplündert.

Glauben Sie mir, die Menschen in der Ukraine wünschen sich nichts sehnlicher als in Demokratie und Frieden leben zu können. Diese Botschaft habe ich bei unseren vielen Reisen in dieses schöne Land immer wieder vernommen.  Aber wie lässt sich mit einem Alleinherrscher Putin verhandeln?

Ein Mensch, der die ganze Ukraine für russisch erklärt, für den Lügen zum täglichen Geschäft gehören und der keine Gnade für seine Gegner kennt!

Ein Mensch, dessen größter Feind die Demokratie und damit der verhasste Westen ist!

Für Ihren Kampf um Freiheit zahlt die Ukraine einen hohen Preis. Einen Eindruck davon konnten wir uns im Januar 2023 bei der Fahrt mit den Feuerwehrkameraden aus Wabern verschaffen. Wir übernachteten damals in der Nähe von Lemberg.

Ich erinnere mich an die plötzliche Dunkelheit in der Raststätte, als der Strom ausfiel,

an die Flugrouten der russischen Raketen, die auf den Handys angezeigt wurden,

daran, dass zu Frühstücksbeginn gemeinsam die ukrainische Nationalhymne gesungen wurde. Glauben sie mir, das hat uns Deutsche sehr mitgenommen.

Ich erinnere mich an die vielen militärischen Kontrollpunkte auf den Straßen;

aber was man nicht aus dem Kopf bekommt, das sind die vielen frischen Gräber auf den Friedhöfen, geschmückt mit Blau-gelben Fahnen. Viele Tausend junge Ukrainer sind bereits gefallen und eine Ende des Krieges ist nicht in Sicht.

Liebe Freunde der Demokratie,

wir stehen heute auf für unsere Demokratie, aber auch für Solidarität mit unseren Freunden in der Ukraine. Wir werden hier nicht verhaftet, die Polizei schützt unsere Veranstaltung. Unseren selbsternannten Russlandfreunden rufe ich zu:

Demonstrieren sie mal in Moskau für Demokratie! Und entscheiden Sie sich dann, in welchem Land sie lieber leben möchten.

Bei vier Studienreisen habe ich die Sowjetunion in den 1980 und 90er Jahren kennengelernt. Die Korruption war Alltag und überall.  Demokratie haben die Menschen in Russland  in der Geschichte ihres Landes bis auf die kurze Episode Gorbatschow noch nie  erlebt.  Woher sollte da die Zuversicht kommen, dass Russland den Krieg durch Druck von innen beendet?

Deshalb bleibt der Ukraine nur die Selbstverteidigung. Wir dürfen die Menschen in der Ukraine nicht vergessen, wir müssen sie nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten unterstützen. Unseren Kommunen kommt dabei eine besondere Bedeutung zu, denn auch den Wiederaufbau wird die Ukraine angesichts der großen Zerstörungen nicht alleine bewerkstelligen können.

Unser Bundespräsident Steinmeier appelliert an alle Städte und Gemeinden, mehr Städtepartnerschaften einzugehen und die ukrainischen Kommunen langfristig zu unterstützen. In unserem Landkreis sind schon erste Solidaritätspartnerschaften aktiv oder in Planung, nämlich neben Gudensberg in Niedenstein, Wabern, Melsungen, Homberg und Schwalmstadt.

Liebe ehemaligen Bürgermeister-Kollegen:  Das ist toll, vielen Dank hierfür!

Lieber Herr Landrat Winfried Becker,

wir bedanken uns auch für die aktive Unterstützung des Schwalm-Eder-Kreises. Lassen Sie uns dafür werben, dass sich noch weitere Städte und Gemeinden dem Aufruf unseres Bundespräsidenten anschließen.  Machen wir uns Strack für die Ukraine, machen wir uns Strack für unsere  Demokratie.

Es lebe die Freiheit; es lebe die Demokratie!

Slava Ukrainia!“